Durch die Schären des Vänernsees
Inspiriert durch einen Beitrag von Gerd K. und seiner Tochter auf dieser Seite sind wir bereits vor zwei Jahren, im Sommer 2021, zu einer mehrtägigen Wandersegel-Tour auf Schwedens Seen gestartet. Die atemberaubende Natur und die Einsamkeit lassen uns dieses Jahr wieder in den Nordenaufbrechen. Diesmal wagen wir uns an den Vänern, den größten See Schwedens. Uns locken die ausgedehnten Schärenregionen mit dentausenden unbewohnten Inseln. Unser Startpunkt ist Spiken auf der Insel Kallandsö, ein kleiner Fischerort an der Südküste des Vänern. Dort lassen wir unser Auto stehen.
Die ersten Tage können wir nicht aufbrechen. Erst regnet es, dann ist zu viel Wind. Stattdessen machen wir uns langsam mit dem See, dem Wind und den Wellen vertraut. Am vierten Tag geht es endlich los. Ein bisschen mulmig ist uns schon zumute, als wir den Schutz der vorgelagerten Inseln verlassen. Doch die Wellen beruhigen sich bald und wir nehmen hart am Wind Kurs auf Lurö. Wir erreichen die 6 NM entfernte Inselgruppe nach nur eineinhalb Stunden Fahrt und schlagen unser Lager auf einer kleinen Insel auf. Am nächsten Tag geht es weiter zum Campingplatz in Eckenäs. Das Wetter ist herrlich und wir haben einen komfortabelen Raumwindkurs durch die Schären von Lurö.
Am nächsten Morgen steht der Wind genau auf der Hafeneinfahrt. Zum Glück finden wir ein freundliches Zugfahrzeug, das uns sogar durch die schmale Bucht herauszieht.
Kaum sind wir aber 1,5 NM gesegelt schläft der Wind vollständig ein. Der See ist spiegelglatt. Kaum ein Lufthauch geht. Umkehren wollen wir nicht, also beginnen wir zu paddeln. Drei Stunden, 6 NM und viele Paddelschläge später erreichen wir den Nationalpark von Djurö. Es gibt keinen flachen Untergrund außer den Felsen, also stellen wir das Zelt auf dem blanken Stein auf und spannen es mit den Gepäckgurten und schweren Steinen ab.
Am nächsten Tag ist der Wind wieder zu stark. Also bleiben wir einen Tag auf der Insel und genießen die unberührte Natur. Ganz gemütlich und beinahe paddelfrei erreichen wir die Inselgruppe um Torsö vor Mariestad. Dort erspähen wir schon von weitem einen hellen Streifen, der sich als perfekter Sandstrand entpuppt. Was für ein Lagerplatz. Sogar mit Tisch und Bank . Zum Abendessen gibt es Steinpilze.
Am nächsten Tag geht es weiter. Ein leichter, aber beständiger Wind trägt uns entspannt auf Raumwindkurs nach Westen. Unterwegs schöpfen wir Wasser
aus dem See und behandeln es mit Chlortabletten, um unseren Trinkwasservorrat aufzufüllen. Es schmeckt gar nicht mal so schlimm. Nach 12 NM Fahrt ist der Horizont vor uns so bedrohlich dunkel geworden, dass wir schnell einen Landeplatz suchen müssen. Gerade noch rechtzeitig bauen wir unser Zelt auf, bevor ein heftiger Regen über uns herreinbricht, der bis in den Vormittag des nächsten Tages andauert. Und als wir endlich aufbrechen können, schläft kurz darauf schon wieder der Wind ein. Wir vertreiben uns
die Zeit mit einem Kartenspiel. Am Ende müssen wir doch wieder Paddeln, um noch unseren letzten Übernachtungsplatz zu erreichen.
Es gibt Wind! Viel Wind. Kurz befürchten wir, es könnte zu viel Wind sein, doch die Prognose für den Tag zeigt nur Böen bis Windstärke fünf. Das ist noch okay. Als wir die Bucht des Campingplatzes verlassen wird es dann doch wild. Der Vänern begrüßt uns mit beeindruckenden Wellen von bis zu einem Meter zwanzig, vielleicht sogar einem Meter fünfzig. Es spritzt ohne Ende. Ich bin froh um jedes bisschen warme Kleidung, besonders um die wasserdichten Socken, die wir extra noch besorgt hatten. Um zurück nach Spiken zu
kommen müssten wir einen Amwindkurs fahren. Dabei tauchen wir jedoch häufig mit dem Bug ein und die Wellen treffen uns backbord. Deshalb fahre ich stattdessen hart am Wind und drehe bei besonders hohen Wellen sogar kurz in den Wind, um möglichst senkrecht zu den Wellenfronten zu stehen. Das ist zwar langsamer, doch wir erreichen trotzdem schnell die andere Seite der großen Bucht von Lidköping. Dort machen wir eine waghalsige Halse
(Entschuldigung, das musste sein). Danach gleiten wir relativ ruhig mit Raumwindkurs in die Bucht von Spiken.
Milena und Hartmut P.
Modell:
Segelkatamarane
/
Happy Cat Hurricane
Besitzer seit 2022